Wechsel im Amt des Regional- und Dekanatsjugendseelsorgers offiziell vollzogen – Ein »Brückenbauer« ging, ein Sucher nach dem »Berührungspunkt von Himmel und Erde« kam. Sieben Jahre lang war Johannes Reuter (Partenstein) Regionaljugendseelsorger Main-Spessart und Dekanatsjugendseelsorger Karlstadt. Am Mittwochabend wurde er in Lohr verabschiedet, ebenso Angelika Stamm, die ein freiwilliges soziales Jahr in der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit am Lohrer Kirchplatz absolvierte. Gleichzeitig wurde Reuters Nachfolger Manfred Müller (Lohr-Steinbach) offiziell ins Amt eingeführt.
Es gebe nichts Schöneres, als wenn man in seinem Beruf Brücken bauen könne, sagte Johannes Reuter in seiner Predigt in der Lohrer Pfarrkirche St, Michael. Er habe Brücken bauen wollen zwischen den Hauptamtlichen und den Ehrenamtlichen in der Kirche, zwischen Erwachsenen und Jugendlichen, zwischen Kirchenfernen und Kirchenmitgliedern, zwischen kommunalen und kirchlichen Gremien. Oft sei das Brückenbauen mühsam und schwierig gewesen, aber er habe viel Hilfe dabei gefunden.
Zeichen der Zeit deuten
Jugendarbeit bedeute, die Zeichen der Zeit zu deuten. Er hoffe, dass ihm das in den meisten Fällen gelungen sei. Er habe die Kirche als »sehr unterschiedlich, spannend und vielfältig« erlebt. Neben seinem Glauben an Gott und der erfahrenen Hilfe seiner Kolleginnen und Kollegen habe ihn vor allem die Tatsache, dass ihn viele Jugendliche an ihrem Leben teilnehmen ließen, in seiner langjährigen Tätigkeit gestärkt. Die sieben Jahre seien eine schöne Zeit gewesen und ihm nie zu lang geworden. Aber nach so einer langen Zeit sollte ein Wechsel erfolgen.
»Genau an der Stelle, die Gott uns zugewiesen hat, beginnt das Reich Gottes«, sagte Manfred Muller im zweiten Teil der Predigt, die er sich mit Reuter teilte. Man müsse keine »sensationellen Wege« gehen, um Gott zu finden, es werde nichts Unmögliches verlangt. Jesus Christus sei den Menschen auf den Straßen und in ihren Häusern begegnet.
Seine Tätigkeit als neuer Jugendseelsorger möchte Manfred Müller unter diese Gedanken stellen, kündigte er an. Er wolle Jugendarbeit leben, denn man könne dabei nicht am Feierabend einfach alles liegen lassen. Er sei gespannt auf viele Erlebnisse mit den Jugendlichen und hoffe, dass sich dabei »Himmel und Erde berühren«, wie es in einem Liedtext des Wortgottesdienstes hieß.
Beim anschließenden Empfang im voll besetzten Pfarrheim hatten zahlreiche Personen und kirchliche Gruppen Gelegenheit, sich von Reuter zu verabschieden und seinen Nachfolger Müller willkommen zu heißen. Mit milder Ironie sagte der Lohrer Dekan Dr. Klaus-Peter Kestler zu Reuter, der neuer geistlicher Leiter des BDKJ(Bund der Deutschen Katholischen Jugend) in der Diözese Würzburg wird, er bekomme nun »Anteil an der Vollmacht im Olymp der Diözese«.
Er hoffe aber, dass es Reuter nicht so ergehe wie dem Spargel: Der werde nämlich ungenießbar, sobald die Köpfe violett werden. Im Dekanat gebe es viele engagierte und motivierte Jugendliche, denen das Leben mit und in der Kirche noch viel bedeute. Reuter und Müller wünschte der Dekan, dass es ihnen in ihren neuen Funktionen gelingt, die Kirche lebendig zu halten und zu verhindern, dass sie vor lauter Strukturen erstarrt.
Ausgleichende Art gewürdigt
Kestlers Karlstadter Kollege Rudolf Kunkel würdigte Reuters ausgleichende Art, dem es gelungen sei, »jeden ein bisschen zur Vernunft zu bringen«. Er habe das Brückenbauen nicht nur vorgehabt, es sei ihm auch weit gehend gelungen.
Der evangelische Dekan Michael Wehrwein dankte für die Einladung, die »nicht selbstverständlich« sei, und wertete sie als Zeichen für die Ökumene. Reuter habe in seiner Tätigkeit »ökumenische Weite« gezeigt. Wenn junge Menschen ein Fundament aus Werten hätten, dann habe die Gesellschaft eine Zukunft, sagte Wehrwein. Ebenfalls Abschied von Reuter nahm Wolfgang Kenner, der Vertreter der evangelischen Jugend im Dekanatsbezirk Lohr.
Mit seiner »barocken Art« habe Reuter ausgleichend gewirkt und das Gespräch zwischen katholischer und evangelischer Jugend vorangebracht. Seinem Nachfolger Müller wünschte er einen guten Einstieg sowie gute Nerven und hoffte, dass es gelingt, zum ersten ökumenischen Kirchentag im nächsten Jahr in Berlin auch im Landkreis Main-Spessart etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen.
»Die Berührungspunkte zwischen dem Landkreis und der Jugendarbeit sind vielfältig«, sagte der stellvertretende Landrat Roland Metz. Die hohe Zahl der Besucher bei der Abschiedsfeier zeige, dass Reuter gute Arbeit geleistet habe. Roland Metz bot dem neuen Jugendseelsorger Manfred Müller eine offene Zusammenarbeit im Interesse der gemeinsamen Ziele an.
Martina Höß, die stellvertretende Jugendamtsleiterin der Diözese, lobte Angelika Stamm für die starke Unterstützung des Büros in Lohr. Es sei ein Verlust, dass sie nach einem Jahr wieder weggehe. Die Tage der Orientierung sowie die Jugendpolitik griff Martina Höß als einige der Schwerpunkte von Reuters Tätigkeit heraus. Er habe die Jugendlichen spüren lassen, dass Kirche mehr sei als Strukturen, sondern Menschen, »die hinter ihnen stehen und sie unterstützen«.
Die stellvertretende Jugendamtsleiterin freute sich, dass es gelungen sei, die frei werdende Stelle mit Manfred Müller gleich wieder zu besetzen. Müller seinerseits in Steinbach in der Jugendarbeit stark engagiert gewesen und habe dabei mit der Regionaljugendstelle zusammengearbeitet. Eine neue Person bringe immer auch neue Perspektiven mit sich.
Symbol für Vielfalt der Kirche
Mit einer bunten Pizza, die die Vielfalt der Kirche symbolisieren sollte, verabschiedeten Christine Dittmann von der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit und Johannes Weismantel vom Diözesanbüro Johannes Reuter. Von Meditationen bis zu Techno-Gottesdienstes habe die große Spannweite von Reuters siebenjähriger Tätigkeit gereicht. Sie erinnerten daran, dass es Reuter unter anderem gelungen ist, in Lohr den Eine-Welt-Verein zu gründen und den Eine-Welt-Laden »Pamoja« zu eröffnen. Für Manfred Müller gab es keine fertige Pizza, sondern nur die Grundzutaten: »Backen musst Du sie selbst,«
Außerdem verabschiedeten sich noch die Katholische Junge Gemeinde (KJG), die Katholische Landjugendbewegung (KLJB), die Kolpingjugend, Lohrer und Karlstadter Ministranten, die Regionaljugendstelle sowie der BDKJ mit dem Quiz »Wer wird Millionär« von Reuter und begrüßten Manfred Müller. Für die musikalische Umrahmung der insgesamt fünfstündigen Veranstaltung sorgte unter anderem der Rechtenbacher Pfarrer Thomas Eschenbacher an der Gitarre.